Zwischen den Jahren, Predigt zum 2. Weihnachtstag, von Pastor Ralf Reuter

Thu, 26 Dec 2024 21:05:03 +0000 von Heidrun Oehler

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, liebe Gemeinde am Weihnachtsfest! Gnade und Friede, so schreibt es Paulus der Gemeinde in Rom. Gnade und Friede, für diese zwölf heiligen Nächte, die mit Weihnachten beginnen und bis zu den Heiligen Drei Königen reichen. Gnade und Friede von Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus, für die Tage zwischen den Zeiten!

Doch Gemach! Noch liegen wir in der Krippe. Sind an Weihnachten wieder zu Kindern geworden. Haben uns erinnern lassen an die eigene Geburt. An das Geschenk des Lebens. Hineingestellt in eine bestimmte Zeit, an einen Ort, zu Menschen. Mit Glauben, mit Hoffnung, mit Liebe, und im Herzen der Friede Gottes. Heiligabend liegen wir in der Krippe, sind froh und glücklich!

Doch lange können wir nicht liegenbleiben. Das Leben wartet nicht. Wir werden gebraucht. Sind eingebunden in den Alltag der Welt. So richtig los geht es erst nach dem 6. Januar. Jetzt kommen diese Tage, wo sich die Zeit nicht bewegt. Raunächte nennt man sie. Von Wotan ist die Rede, von der Wilden Jagd. Besonders an Silvester treiben sie ihren Spuk. Die Tiere können sprechen, und die Ställe müssen mit Weihrauch geräuchert werden.

Gnade und Friede wünscht uns Paulus. Also nennen wir diese Tage nicht die rauen Nächte von Göttingen. Trauen dieser Geisterwelt nicht, diesem Spuk der finsteren Mächte, der Dämonen, der schwarzen Messen. Das Finstere, wir finden es in unserer ganz realen Welt. Die bösen Anschläge wie in Magdeburg, die Kriege im Osten Europas, im Nahen Osten. Überall sind die dunklen Mächte aktiv, oft tief in den Herzen von Menschen.

Gnade und Friede, das Weihnachtsprogramm für uns, mit dem gehen wir ins neue Jahr. Es ist nicht egal, auf welches Pferd wir setzen. Nicht alles ist erlaubt. Nicht alles gut. Gnade und Friede ist uns verheißen. Fürchtet euch nicht, euch ist der Heiland geboren. Er gibt Halt und Orientierung. Zeigt uns, was sein soll. Steht uns bei in den Krisen des Lebens. Tröstet uns. Nimmt uns mit durch den Tod bis in die Auferstehung.

Gnade und Friede, diese Zeit zwischen den Jahren! Gnade heißt ja nichts anderes als Geschenk. Gott schenkt das Leben, Gott schenkt uns uns selber. Du bist angenommen, bist Kind Gottes, bist Erbe Christi. Daraus wächst dir der Friede im Herzen. Beginnt mit der eigenen Annahme. Macht in dir Frieden. Frieden auch mit dem, was du nicht ändern kannst, was dir nicht gefällt. Gnade und Friede, die frohe Botschaft.

Gnade und Friede, das ist immer auch die Botschaft für die Welt. Immer gleicht das ganze Leben auf Erden diesen Tagen zwischen den Jahren. Immer sind wir schon mit hineingenommen in die Zukunft Gottes, und immer bleiben wir diesem Kampf auf Erden verhaftet. Sind eingespannt in die Sorgen und Mühen des Alltags. Müssen entscheiden zwischen Gut und Böse. Leiden unter den Handlungen anderer.

Doch das Leben ist wunderbar. Es hilft ja gar nichts, sich verrückt zu machen. Nehmen wir die Gelassenheit dieser Tage zwischen den Jahren mit ins ganze Leben. Gehen wir zuversichtlich in die Abschnitte unserer Lebenszeit. Es ist wichtig, sich selber mitzunehmen ins Neue, und seine Lieben auch. Die Übergänge hinzubekommen. Nicht den Glauben verlieren, und nicht die Kirche. Heiter bleiben auch im neuen Jahr.

Gnade und Friede, das Programm für diese Tage, wo sich nicht viel bewegt. Zwischen den Zeiten heißen sie. Man spannt etwas aus. Macht Besuche. Sitzt am Tannenbaum. Fährt ein paar Tage hinaus. Diese Tage sind Geschenk. Als die Menschheit noch nach dem Mondkalender rechnete, gab es nur 354 Tage. Erst mit dem Sonnenkalender sind diese 11 Tage dazugekommen. Unsere Tage, die jetzt beginnen.

Es ist wie ein verlängertes Weihnachtsfest. Am Weihnachtstag hören wir die Geburtsgeschichte nach Lukas, am zweiten die der Heiligen Drei Könige nach Matthäus. Doch mit dem Sonnenkalender wurden in der Spätantike genau hier die 11 Tage eingefügt. Die rauen Nächte, die heiligen Nächte. Unsere Zeit jetzt. Mit 12 geschenkten Nächten bis zum 6. Januar. Und dann erst die Geschichte von den drei Sterndeutern.

Zwischen den Zeiten, unsere christliche Existenz. Immer ist schon die neue Zeit da, das Reich Gottes. Und zugleich leben wir in der alten Zeit auf Erden. Beides überlagert sich. Der Himmel wirkt auf die Erde ein. Im Herzen tobt der gute Kampf des Glaubens. Noch ist nicht alles geschehen, aber es hat begonnen. Gnade und Friede lenkt unser Handeln, wir sind längst auf dem Weg.

Gnade und Friede also, nutzen wir diese Tage zur Orientierung. Atmen durch. Besinnen uns. Es sind die Heiligen Tage, es ist die Zeit Gottes. In sie sind wir gestellt. Sind ausgerüstet mit Geboten und Liedern und Gebeten. Sind nicht alleine unterwegs, suchen die Gemeinschaft. Arbeiten mit allen gutmeinenden Menschen zusammen. Prüfen alles und behalten das Gute. Gehen mit Gnade und Friede ins neue Jahr. Amen.
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